Die Instagram Sucht

Die Rezension zum Buch „Unfollow! – Wie Instagram unser Leben zerstört“ von Nena Schink.

Titel: Unfollow – Wie Instagram unser Leben zerstöt
Autorin: Nena Schink
Verlag: Eden Books
Erschienen: 02/2020

 

Was ein interessanter Titel oder?! Hätte ich das Buch so im Laden gesehen, hätte ich womöglich nicht danach gegriffen. Warum? Weil ich generell eher positiv gegenüber Instagram gesinnt bin. Ohne Instagram hätte ich mich wahrscheinlich nie getraut einen Buchblog zu starten und noch vieles mehr. Doch das Buch wurde im Sat.1 Frühstücksfernsehen vorgestellt inklusive Interview mit der Autorin Nena Schink. Das machte mich doch sehr neugierig.

Worum geht es:

„Nena Schink ist süchtig. Ihre Droge: Instagram. Alles beginnt mit einem Experiment: Für das Jugendportal vom Handelsblatt soll sie selbst zur Influencerin werden. Nena, die sich sonst wenig um die Meinung anderer schert, bettelt nun bei ihren Freundinnen um Likes und Kommentare. Sie räkelt sich vierzig Minuten lang im Bikini auf einer Wassermelonen-Luftmatratze, die sie nur fürs Foto mit in den Urlaub genommen hat.

All das kostet sie Zeit. Lebenszeit. Zwei Stunden täglich. 14 Stunden wöchentlich. 672 Stunden jährlich. Das sind 28 Tage, ein ganzer Monat. Verschwendet an Instagram. Nena beginnt sich zu fragen: Warum sexualisiert sich eine Generation, die alle Chancen hat, freiwillig? Wieso machen wir uns abhängig von einer virtuellen Scheinwelt? Für die Influencerinnen ist Instagram ein Geschäft. Mehr nicht. Die Währung: Follower und Likes. Aber worin besteht eigentlich ihr Job? Warum investieren große Mode- und Kosmetikfirmen Tausende von Euros in die Mädchen hinter den Accounts?

Nena will es wissen, taucht ein in die funkelnde Instagram-Welt, trifft die Influencerinnen in der Realität, besucht ihre glitzernden Events und beschließt, etwas gegen diese Scheinwelt zu unternehmen. In ihrem Buch zeigt sie auf, warum wir Instagram anders nutzen müssen. Inklusive Lösungsvorschlägen für die eigene Instagram-Nutzung. Ihre Botschaft: Hör auf ein Follower zu sein. Werde zum Influencer deines eigenen Lebens.“

Ich konnte mir bereits denken, dass es in dem Buch hauptsächlich um Lifestyle und Fashion Blogger geht, deshalb wollte ich das Buch aber umso mehr. Denn ich wollte die Ansichten der Autorin mit der Buchblogger- und noch spezieller mit der Bookstagram Bubble in der auch ich mich befinde vergleichen. Bekommt man doch ab und zu den Anschein, dass die Bookstagram Welt sich manchmal ein wenig für etwas Besseres hält. [subjektive Meinung meinerseits].

Das Buch ist in drei Teile geteilt:

Mein persönliches Erwachen, die Welt der Influencer und Auf der Suche nach der einen perfekten Instagram-Lösung. Wenn ihr euch das Bild anseht, merkt ihr, dass mir ein Teil besonders aufgefallen ist. Daher ganz kurz zu Teil 2 und 3, bevor ich zum für mich spannendsten ersten Teil komme.

In Teil 2 des Buches stellt Nena Schink einige der größten deutschen Blogger aus dem Bereich Lifestyle und Fashion vor. Darunter unter anderem Ricardo Simonetti, Cathy Hummels oder Leonie Hanne. Mit Stolz kann ich tatsächlich auch sagen, dass ich keiner einzigen als Beispiel herangezogenen Personen im kompletten Buch folge. Dennoch kenne ich sie fast alle. Für mich interessant aber nicht überraschend waren in diesem Teil die Erkenntnisse, dass eigentlich niemand der „Influencer“ über das spricht, was sie so mit einem Post verdienen und, dass das wirklich nicht wenig ist. Auch, dass die Welt der Fashion-/Lifestyle Influencer mehr Schein als Sein ist, kann man sich eigentlich denken. Dennoch konnte ich hier ein paar Gemeinsamkeiten zu Bookstagram ziehen. Hier ein Auszug, der eigentlich schon für sich steht:

„Menschen lieben Gewinnspiele. Das war schon immer so und wird für immer so sein. Sobald es etwas umsonst gibt, wollen wir es urplötzlich haben.“ In Gedanken füge ich hier jedes Mal hinzu „…auch wenn wir es uns selbst nie kaufen würden.“ Das ist auch ein Grund, weshalb ich bisher sehr selten ein Gewinnspiel über Bookstagram veranstaltet habe. Aber den Auszug könnte ich so nur unterschreiben. Sobald du bei Bookstagram ein Gewinnspiel machst, geht der jeweilige Post durch die Decke. So zumindest auch bei mir. Die beiden Post rechts sind auf Platz 2 und 3 meiner Like-reichsten Posts ever.

Ob jemand Gewinnspiele veranstaltet oder nicht, ist jedem selbst überlassen. Auf Bookstagram habe ich im Gegensatz zu den Fashion Bloggern etc. jedoch das Gefühl, dass wenn dann eher Herzensbücher/Goodies verlost werden, die man auch wirklich empfehlen kann. Hier geht es nicht nur (auch wenn es dazu gehört) um die Reichweite oder die Bezahlung, die damit generiert wird.

Aus diesem Kapitel mitgenommen habe ich, kritischer zu sein, wem ich alles folge. Mehr als vorher. Bereits bevor ich das Buch gelesen habe, habe ich für mich radikal aussortiert, wem ich auf Insta folge. Denn das sind nicht wenig und mich hat es immer genervt, wie lange es dauert meinen Feed durchzuscrollen. Insgesamt ca. 80 Accounts sind rausgeflogen. Viele davon Shops, wo ich eigentlich nie einkaufen würde, wenn ich ehrlich zu mir selbst bin. In Zukunft möchte ich wieder mehr Personen folgen, die mich inspirieren oder motivieren können und mir somit einen Mehrwert liefern.

 

Kapitel 3 empfand ich für mich persönlich eher überflüssig:

Hier stellt die Autorin wichtige und interessante Fragen, die man für sich selbst beantworten soll und gibt Ratschläge an die Hand, wie man sein Instagram Verhalten verbessert. Gut finde ich jedoch auch, dass sie ehrlich ist und angibt die App einfach zu löschen nicht die idealste Lösung ist. Stattdessen solle man ein gesundes Maß für alles finden: die verbrachte Zeit in der App, muss alles fotografiert und geteilt werden…

Da ich selbst (aktuell) nicht jeden Krümel mit der Welt auf Instagram teile, sind viele Dinge für mich selbstverständlich. Hängt aber eben auch mit dem Bereich zusammen. Ich habe einen Buchblog und Bookstagram Account. Da interessiert sich niemand für meine Luxustaschen (die ich nicht besitze), mein tägliches Mittagessen oder sonst was.

 

Kommen wir aber nun zu meinem Lieblingsteil des Buches:

Und das ist direkt der Anfang. Selten klebe ich ein Buch so sehr mit Zettelchen voll. Die ersten beiden bereits auf der 1. Seite der Einleitung. Markiert habe ich mir vor allem Stellen, die ich mir immer mal durchlesen will um darüber nachzudenken und mein eigenes Instagram Verhalten zu reflektieren.

Nena Schink analysiert hier die Ursachen, warum Instagram so eine wichtige Rolle in unseren Leben spielen kann und erzählt die Geschichte, wie sie süchtig wurde.

Hier mal ein paar der für mich spannendsten Aussagen zum Nachdenken:

„Wir sehnen uns danach, dass Fremde uns mit ihren Likes und Kommentaren das Gefühl geben, besonders zu sein.“

„Wir sind Models, Fotografen, Auftraggeber und Kritiker. Wir entscheiden täglich, wer IN und wer OUT ist. Die Währung unserer Zeit: Likes und Follower.“

„Digitales Lästern verdirbt deinen Charakter. Und dieser ist das Kostbarste, was du besitzt. Also pass auf ihn auf!“

 

Digitales Stalking und Lästern:

Die Autorin greift zwei Punkte auf, von denen ich sagen kann, dass ich sie mir zum größten Teil (nicht immer, ich bin auch keine Heilige) sowohl im realen als auch digitalen Leben abgewöhnt habe. Zum Einen geht es ums digitale Lästern. Ja auch ich war schon Teil davon, dass man einen Post oder ein Bild, eine Aktion von jemandem mehr oder weniger in den Dreck gezogen hat. Doch mittlerweile bin ich soweit in mir selbst sicher, dass es selbst wenn es mal vorkommt, ich das weitere lästern unterlasse. Schon während der Schulzeit habe ich irgendwann gemerkt, dass mich das gar nicht glücklich und bei anderen sogar krank macht. Ich habe Abstand von solchen Personen genommen und mehr auf mein eigenes Verhalten geachtet.

Auch interessant für viele Leute sollte das „Unterlassen“ von digitalem Stalking sein. Ich bekomme sowohl bei Freunden als auch anderen im Umkreis immer mal wieder mit, dass nach dem Ex oder einer ehemaligen Freundin gesucht wird. Aber warum machen wir das noch? Die Person ist in der Vergangenheit und wir holen immer wieder nur negative Gefühle hoch. Hier gibt es eine sehr wichtige und gute Aussage von der Mutter der Autorin, die ich mir auf ewig markiert habe, an dieser Stelle aber nicht verraten wird.

 

Mein Fazit:

Wenn ihr es bis hier unten geschafft habt, werdet ihr gemerkt haben, dass ich fast selbst eine Abhandlung oder ein Buch zu den ganzen Themen schreiben könnte. Es fällt mir wirklich schwer nicht zu viel aus dem Buch zu verraten aber dennoch meine Meinung und Gefühle darüber zum Ausdruck zu bringen.

Allgemein möchte ich sagen, dass Unfollow! einen sehr flüssigen Schreibstil hat, weswegen ich das Buch zusätzlich zum Inhalt fast in einem Rutsch hätte lesen können. Das Buch regt unglaublich zum Denken an und lässt einen sein eigenes Instagram Verhalten reflektieren. Eben wenn man wünscht, mit geeigneten Lösungsvorschlägen ohne die App gleich komplett zu löschen.

Was ich aus diesem Buch mitnehme? In einigen Dingen ähnelt sich die Bookstagram Welt mittlerweile schon mit der Schicki-Micki-Influencer Welt. Nicht in allen Punkten. Es ist eben doch noch sehr verschieden. Jedoch kann man halt auch nicht bestätigen, dass Bookstagram was besseres ist, nur weil wir durch Bücher vielleicht intellektueller wirken. Wir wünschen uns das zwar vielleicht, aber insgeheim wenden wir die gleichen Taktiken zur Beeinflussung etc an wie alle anderen Bloggernichen auch.

Ich persönlich, möchte nach dem Buch gar nicht so viel an meinem Instagram Verhalten verändern. Meiner Ansicht nach, bin ich zwar süchtig, habe jedoch auch eine gute Außenwahrnehmung und weiß, mit meinem Verhalten umzugehen. Ich möchte nicht behaupten, dass Instagram und Co nur ein Hobby auf Lebenszeit bleiben soll. Dieses Hobby zum Beruf machen ist schon im Hinterkopf. Allerdings möchte ich das wahre Leben außerhalb nicht verpassen.

Tatsächlich wird mich genau der letzte Punkt, eben die Frage, ob ich beruflich etwas mit Instagram zu tun haben möchte, jetzt noch mehr umtreiben als vorher. Noch vor wenigen Wochen, war ich fest davon überzeugt, eine Digital Nomad Karriere wäre das beste für mich. Und dazu zählt mittlerweile vor allem Instagram als Tool. Während und nach dem Buch, grüble ich darüber mehr denn je nach, ob ich mich dieser doch aufmerksamkeitsabhängigen, bildgesteuerten Welt hingeben oder mich eher von ihr entfernen will.

 

Punkte die mich noch länger beschäftigen werden und für die ich dem Buch und der Autorin Nena Schink wirklich sehr dankbar bin. Ob ich je zu einer Entscheidung kommen werde, weiß ich nicht. Jedoch wird mich dieses Buch zukünftig in Gedanken daran begleiten. Und genau das ist etwas, was wir aus Büchern mitnehmen sollten.

 

PS: Bereits vor dem Buch habe ich schon vor Wochen an einem Instagram Appreciation Post geschrieben, den ich aber immer noch nicht komplett erstellt habe. Im Zuge dieses Buch werde ich ihn aber doch ganz bald hier veröffentlichen.

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