Gestern war es nach monatelanger Vorfreude endlich soweit. Mein Freund und ich besuchten das neue Anastasia Musical! Dafür ging es nach Stuttgart und ich möchte euch im folgenden einen kleinen Bericht geben.
Von Berlin nach Stuttgart
Um 8.30 Uhr ging es am Freitag von Berlin aus los. Ziel: Stuttgart. Ich mag ja lange Fahrten, aber eher im Zug. Dann kann ich entspannter lesen oder Musik hören ohne darauf zu achten, dass der Freund ordentlich fährt. Aber es lief alles glatt und wir sind super durchgekommen.
Im Hotel angekommen gab es dann ein wenig Ernüchterung. Wir hatten uns doch irgendwie was anderes vorgestellt, bei einem 4-Sterne Hotel. Aber dafür war es für die zwei Nächte relativ günstig und auch die Lage war für uns Top – im Stadtteil Möhringen, keine 10 Minuten entfernt vom Theater.
Am Samstag dann war erst einmal entspannen angesagt, bevor es ans Hübsch-machen ging. Und wie üblich quälte mich die Frage: „Was soll ich nur anziehen?“ Zur Auswahl standen ein wunderschönes blaues Abendkleid oder Jeans mit Bluse, beides gepaart mit tollen Glitzer High Heels. Da sich die Leute mittlerweile nicht mehr wirklich schick machen für einen Musical- oder Theaterbesuch, entschied ich mich für die Jeans-Kombi. Im Nachhinein wirklich die richtige Wahl. Ich wäre aufgefallen wie ein bunter Hund (nicht nur wegen der roten Haare).
Eine kleine Herausforderung war tatsächlich das richtige Parkhaus zu finden. Man musste einmal im Prinzip außen herum und um das Theater fahren, um es zu finden. Die Beschilderung war nicht gerade eindeutig. Im Flyer zum Musical wird zudem darauf hingewiesen, man bezahle doch am liebsten direkt bei der Ankunft das Parkticket. Hier meine Empfehlung, darauf zu hören. Bei nur zwei Automaten kann man nämlich erst einmal anstehen. Nächstes Mal sind wir schlauer.
Dann ging es aber nun endlich ins Theater. Und hier bediene ich mich mal dem englischen Ausspruch: „I was blown away“ – so ein schönes Theater habe ich lange nicht gesehen. Der ganze Fußboden ist bedeckt von einem roten Teppich und an der Wand der Treppe im Foyer hängen meterhohe Spiegel. Zwei Weihnachtsbäume am oberen Ende der Treppen sorgten noch einmal für ein bisschen mehr Stimmung.
Zusätzlich zu unseren Tickets haben wir uns diesmal noch etwas gegönnt – zwei Tickets für die Open Bar Lounge im Theater. Hier kann man vor Vorstellungsbeginn und in der Pause ohne Anstehen Getränke und Knabbereien genießen. In der Theorie sehr schön, nur leider muss ich sagen, dass es sich in unserem Fall nicht ganz gelohnt hat. Zunächst mussten wir am Eingang eine ganze Weile warten, weil die zwei Damen etwas überfordert schienen. Dann gab es leider nur noch einen Stehtisch für uns. Aber angesichts dessen, dass wir die nächsten 2 ½ Stunden sitzen würden, auch kein Weltuntergang. Den Zutritt zur Open Bar Lounge erhaltet ihr für 14,90€ – enthalten sind alle Getränke (Achtung!) außer Cocktails, Spirituosen und Champagner, also eigentlich fast alles. Da wir vor Vorstellungsbeginn weniger als eine halbe Stunde hatten, habe ich meinen Kaffee leider nicht geschafft auszutrinken. Das gleiche in der Pause auch, als ich mir einen Sekt und Latte Macchiato gönnen wollte. Dafür muss ich sagen, hat sich das leider nicht gelohnt, aber wir haben uns kurzzeitig schon ein bisschen mehr wie VIPs gefühlt.
Der Saal in dem noch sehr jungen Theater (erbaut 1997) war ebenfalls großartig. Anders als bei unserem letzten Musicalbesuch im Stage Theater des Westens zu Tanz der Vampire, wo alles ebenerdig und die Sicht dadurch ziemlich eingeschränkt war, hat man hier einen wundervollen Blick von allen Plätzen. Wir saßen in einer der teuersten Kategorie im Parkett und hatten einen super Blick.
Let the Show begin
Kommen wir jetzt zu dem, was euch wahrscheinlich am meisten interessiert: Das Musical. Wir waren tatsächlich nicht ganz unvorbereitet. Daher waren die Änderungen zum Film nicht sonderlich überraschend für mich. Das sollte euch nämlich bewusst sein: Es ist keine exakte Kopie des Zeichentrickfilms. Von Anja’s verändertem Aussehen, über nicht genau passende Kostüme bis hin zum Fehlen von Rasputin. Insgesamt hält sich die Story des Musicals doch eher an die eigentliche Geschichte Russlands, in der die Zaren durch die Bolschewiki vertrieben wurden.
Ich muss an dieser Stelle auch gestehen, dass mich ein Punkt im Musical etwas gestört hat. Und zwar wurde DAS Lied aus Anastasia doch stark abgewandelt: Aus „Es war einmal im Dezember“ wird „Im Dezember vor Jahren“. Gerade auf dieses Lied hatte ich mich sehr gefreut. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass es eben zur veränderten Geschichte passt. Auch die anderen ikonischen Songs aus dem Film erkennt man wieder, obwohl sie abgeändert wurden. Aber und das finde ich wirklich toll: Die Texte und Musik stammen wieder aus derselben Feder der Liedermacher des Films. Es gibt sogar ein paar Songs, die für den Film geschrieben aber gar nicht verwendet wurden. Diese haben hier ihren großen Auftritt.
Und was für ein Auftritt. Wie im Film, reißt einen die Musik förmlich mit und entführt einen zuerst in das St. Petersburg der Zaren, über Leningrad bis ins Paris der 20-er Jahre.
Und dann die Kostüme! Ich kann euch sagen, das sind wirklich Meisterwerke für sich. Bei den opulenten und prunkreich geschmückten Kleidern bekommt glaube ich jedes Mädchen direkt Lust, selbst Prinzessin zu sein. Man kann nur erahnen, wie viel Arbeit in nur einem dieser Kleider steckt. Mit so viel Liebe zum Detail.
Auch das Bühnenbild war große Klasse. Im Prinzip bestand es eigentlich nur einem Bogenset, das zuerst den Palast darstellte und im Laufe des Stücks immer wieder anders angestrahlt und beleuchtet wurde. So wird aus St.Petersburg ganz schnell Leningrad und dann zum hübschen Paris. Hier zeigt sich mal wieder, was man mit moderner Technik alles machen kann.
Beim letzten Song und dem abschließenden Applaus hatte ich sogar ein wenig Pipi in den Augen – fragt mich nicht wieso genau. Aber insgesamt fand ich das Musical wirklich großartig. Und sollte das Musical in der Zukunft mal nach Berlin kommen, würde ich es mir glatt noch einmal anschauen. Für jeden Anastasia Fan meiner Meinung nach ein Muss! Ihr müsst euch eben nur darauf einstellen, dass es keine exakte Kopie des Films ist, sondern etwas eigenes und einzigartig schönes. Hier geht es zum Mini-Trailer.
Zum Abschluss noch ein Detail, das mir am allermeisten missfallen hat, das aber nichts mit dem Musical an sich zu tun hat. Manche werden jetzt wahrscheinlich sagen, für so etwas willst du dein Geld ausgeben?! Aber ja, ich hatte im Fanshop auf ein wundervolles Stück gehofft: Die Spieluhr! Auf der amerikanischen Seite gibt es sie zu kaufen. Auch wenn es eine Menge Geld gewesen wäre, hätte ich das gern investiert. Ich wollte die Spieluhr schon immer haben. Nun bin ich am Überlegen, sie mir aus den USA zu bestellen… Mal sehen.